Vereins-Chronik

Durch die Gründung des Schützenvereins Schmehausen anno 1836 wurde der Grundstein für eine langjährige Schützentradition gelegt. In den noch vorliegenden Originalstatuten heißt es: „Der Zweck des Vereins ist, durch ein alljährlich zu begehendes Fest patriotische Gesinnung zu befördern und ein anständiges, geselliges Vergnügen herbeizuführen.“

Aus den Gründungsjahren sind dem Verein zwei Königsorden von den Königspaaren 1838 (H. Müller und Frau Happe) und 1839 (H. Kohlhase und Frau Senger) erhalten. Ab 1853 sind die Königspaare namentlich bekannt. Ihre Orden füllen mittlerweile sechs Königsketten und dienen neben den Vereinsfahnen als Dokument für ein mehr als 160 ‑ jähriges reges Vereinsleben.

Zur Gründungszeit umfasste der Schützenverein das gesamte Kirchspiel Uentrop. Nach einigen Unstimmigkeiten im Jahre 1857 trennten sich Uentrop und Haaren von unserem Verein. In den Anfangsjahren wurde das Schützenfest auf der Tenne (Deele) eines Schützenbruders gefeiert. Als Tanzfläche wurde dazu ein vereinseigener Holzfußboden ausgelegt. Dieser diente auch als Grundlage für das erste eigene Schützenzelt, das um 1860 angeschafft wurde.

Protokolle aus der Vereinschronik sind uns ebenfalls ab 1876 lückenlos erhalten geblieben. In Ihrem Inhalt unterscheiden sie sich nicht wesentlich von denen aus der letzten Zeit. Hauptsächliche Inhalte sind Vorstandswahlen, Festvergabe und Bierpreise, Zapfer, Auf‑ und Abbauer des Vereinszeltes und „Musikus beim Schützenfeste“.

Als Wirte zum Schützenfest und später auch zum Schützenball fungierten abwechselnd die beiden ortsansässigen Gastwirte Kohlhase und Kattenbusch (vormals Kothe bzw. Horstmann). Ausnahmen wurden nur in den Jahren 1931 und 1936 gemacht. Gegen ein Gebot von 70 Mark erhielt 1931 der Schützenbruder Heinrich Hörenbaum den Zuschlag, und 1936 richtete für 110 Mark der Uentroper Gastwirt Walther das Fest zum 100 ‑jährigen Jubiläum aus.

Der Festwirt war damals auch Lieferant des Vereinsbieres, wobei der Literpreis anfangs bei 15 Pfennigen lag. 1901 erhöhte sich der Preis um 4 Pfennige. Der Bierausstoß betrug in den Jahren 1875 bis 1905 etwa 1100 Liter pro Fest; für das Jahr 1879 wurde sogar ein Umsatz von 1424 Litern verzeichnet. Das Amt des Zapfers konnte jeder Schützenbruder für die Zahlung eines Betrages aus der Vereinskasse übernehmen. Hierbei tauchen aber meistens dieselben Namen auf, genau wie bei den Auf‑ und Abbauern des Zeltes. Diese waren stets ortsansässige Zimmerleute.

Zur musikalischen Untermalung des Festzuges sangen die Schützen in den Anfangsjahren selbst, ab 1875 spielte eine Musikkapelle auf. Ihrem jeweiligen „Musikus“ blieben die Schmehauser stets lange treu. Nach den Kapellen Carl Feuerhahn aus Oldendorf (1884 ‑ 1926) und Heinrich Winkler aus Norddinker (1927 ‑ 1964) spielt für uns seit 1964 die Bergkapelle Heinrich ‑ Robert . Seit 1952 wird der Schützenzug auch zusätzlich von einem Spielmannszug begleitet. Vorher wurde vom Verein ein Tambourmajor gestellt.

Bis 1897 wurde das Vogelschießen mit den Gewehren der Schützenbrüder durchgeführt. Danach stellte ein Schießmeister Büchsen und Munition. Seit einigen Jahren wird mit vereinseigenen Gewehren unter der Aufsicht des Schützenbruders Friedrich ‑ Wilhelm von der Recke geschossen.

Am Samstag‑ und Sonntagabend lockten die Festbälle jedes Jahr Gäste aus Nah und Fern nach Schmehausen. Dort tanzte man unter anderem die heute fast vergessenen alten Schmehauser Tänze, wie „die Siebensprünge“ oder „den Vierkäntigen“. Oft war die Tanzfläche dermaßen überfüllt, dass einige Paare mittels einer Glocke an einer offengehaltenen Stelle des Zeltes herausgeholt wurden, um Platz für die anderen Tänzer zu schaffen. Sie mussten dann um das Zeit herum gehen und konnten vorne wieder eintreten, um weiterzutanzen.

Aus dem Vereinsleben um die Jahrhundertwende sind uns durch alte Überlieferungen noch einige Anekdoten bekannt. So ging Matthias Schoppe als „Holschkenkönig“ in die Vereinsgeschichte ein. Er hütete während des Vogelschießens weit hinter der Stange seine Kühe. Wegen der Unfallgefahr wurde er zurückgewunken. Er erschien daraufhin in  Arbeitskleidung und Holzschuhen an der Vogelstange und meinte: Dann weil irk ern aok eunen unnerbuddernl«. Gesagt ‑ getan, der Vogel fiel herab, Matthias Schoppe wurde Schützenkönig 1901.

Neben diesen Episoden und den großartigen Festen darf man aber nicht vergessen, dass der Schützenverein Schmehausen in seiner langen Geschichte auch schwere Zeiten durchlebt hat. So konnte wegen des 1. Weltkrieges von 1913 bis 1919 kein Fest gefeiert werden. Auch das Inflationsjahr 1923 bescherte dem Verein Ungewöhnliches. Auf 5000 Mark stieg der Vereinsbeitrag, und die Vogelversteigerung erbrachte die Rekordsumme von 28 200 Mark. Auch durch den 2. Weltkrieg wurde das Vereinsleben stark eingeschränkt. Von 1940 bis 1948 konnte kein Schützenfest gefeiert werden. 1949 fand anstelle des Festes ein Schützenball statt. Erst im Jahr 1950 konnte wieder in althergebrachter Weise gefeiert werden.

Nachdem sich das Vereinsleben in den 50er Jahren wieder voll entwickelt hatte, machten sich durch die fortschreitende Industrialisierung Einschnitte im Vereinsleben bemerkbar. Durch den Bau des Kraftwerkes Westfalen war man gezwungen, mehrfach den Schießplatz und das Festlokal zu wechseln. So konnte ab 1958 nur noch bei Kohlhase ‑ Graevinghoff gefeiert werden. Auch das Vogelschießen mußte 1964 von der Wiese bei Kattenbusch in die Lippewiesen verlegt werden. Von 1973 bis 1978 standen Vogelstange und Schützenzelt auf der Wiese zwischen Crüsemann und Heimann. In den Werkshallen unseres Schützenbruders Karl Brüggemann (Auf den Kämpen) wurde von 1979 bis 1981 das Fest gefeiert. Die Anschaffung eines fahrbaren Kugelfanges zusammen mit den Nachbarvereinen Norddinker ‑Vöckinghausen ‑ Frielinghausen und Uentrop ‑ Haaren machte sich jetzt besonders bezahlt.

In der Uentroper Giesendahlhalle, die gemeinsam von den Ortsvereinen und der VEW errichtet wurde, wird das Schützenfest seit 1982 gefeiert. Es erfreut sich auch hier stets wachsender Beliebtheit, obwohl sich der Festplatz nicht mehr in unserer Heimatgemeinde befindet.